Component-Content-Management und Modularisierung - tekom-Beispielfragen

Seit vielen Jahren darf ich Menschen bei Ihrer Weiterbildung zum Technischen Redakteur begleiten. Diese Weiterbildungen orientieren sich am Kompetenzrahmen der tekom und schließen mit einem tekom-Zertifikat ab. Die tekom veröffentlicht Beispielfragen aus dem Prüfungsfragenkatalog, siehe www.tekom.de/technische-kommunikation-berufsfeld/weiterbildung/zert/faq, Aufklappbereich "Dokumente zur tekom-Zertifizierung".
Im Rahmen dieser Weiterbildungen unterrichte ich hauptsächlich die Themen Standardisierung, Modularisierung, Redaktionssysteme und Terminologiemanagement. Als Service stelle ich den Teilnehmer und Teilnehmerinnen seit jeher meine Antwortvorschläge auf die relevanten tekom-Beispielfragen zur Verfügung, die ich nun auch hier veröffentliche. Konkret beziehe ich mich auf die "Beispielfragen für Professional Level Prüfung - Schwerpunkt Softwaredokumentation", Version 4.2, gültig für Zertifizierungen ab 2026. Die Frage- oder Aufgabenstellungen sind aus dem tekom-Dokument zitiert.
Wichtig: Die nachfolgenden Antwortvorschläge sind nicht von der tekom überprüft oder verifiziert, sondern sind lediglich von mir formulierte mögliche Antworten. Bei Fragen zu den Themen können Sie mich gerne kontaktieren.
Component-Content-Management und Modularisierung (P3 2.2.2)
Was versteht man in der Technischen Dokumentation unter "Modularisierung"? Erklären Sie den Begriff anhand eines Beispiels.
Informationsprodukten werden in kleinere Inhaltseinheiten zerlegt, zum Beispiel nach Kapiteln. Diese Inhaltseinheiten sind die Module. Diese Module werden anschließend mittels Referenzierung wieder zu Informationsprodukten zusammengesetzt.
Was bedeutet "Modulgröße"? Nennen Sie 2 Faktoren, die die Festlegung der Modulgröße beeinflussen.
Bedeutung: inhaltliche Ebene, auf der modularisiert wird; z. B. Absatzebene, Kapitelebene
Faktoren:
- Wiederverwendungspotential
- Produktart
- Möglichkeiten des Redaktionssystems
Was versteht man unter Modularisierung?
siehe Frage "Was versteht man in der Technischen Dokumentation unter "Modularisierung"?"
Welche Nachteile hat eine sehr feine Modulgranularität? Nennen Sie 3 Nachteile.
- tendenziell höhere Komplexität des Aufbaus der Informationprodukte
- höherer Verwaltungsaufwand
- größere Herausforderungen beim Versionieren, Archivieren, Übersetzen
Welche Ziele verfolgt man durch Modularisieren? Nennen Sie 3 Ziele und erläutern Sie diese.
- effizientere Wiederverwendung von Inhalten: kein Copy & Paste, sondern Referenzierung von Inhalten, dadurch u.a. keine Redundanzen
- einfachere Pflege von Inhalten: zentrale Datenhaltung, weniger Redundanzen
- mehr Konsistenz: zentral gespeicherte & wiederverwendete Inhalte sind automatisch konsistent
- einfachere Aufteilung von Aufgaben bei gemeinsamer Arbeit an einem Informationsprodukt
Was bedeutet "Modularisierung" im Kontext der Technischen Dokumentation?
siehe Frage "Was versteht man in der Technischen Dokumentation unter "Modularisierung"?"
Was muss man beachten, damit Content wiederverwendet werden kann?
- Inhalte passen zum aktuellen Kontext
- Inhalte ausreichend allgemein; Spezifika z. B. mittels Variablen auslagern
- Inhalte konsistent
Welche Probleme und Fehler können bei der Wiederverwendung von Content auftreten?
- Inhalte passen nicht zum aktuellen Kontext
- Inhalte zu spezifisch
- Inhalte inkonsitent
Wie hängt Wiederverwendung von Content mit dem Variantenmanagement zusammen?
- Inhalte werden modularisiert und in Informationsprodukten referenziert
- Module werden beim Publizieren gefiltert, z. B. auf Basis von Metadaten → Es entstehen Varianten von Informationsprodukten.
Nennen Sie Beispiele für die Wiederverwendung von Grafiken im Rahmen der Technischen Kommunikation.
Grafiken (z. B. Warnsymbole in Warnhinweisen) werden als Grafikobjekte im Redaktionssystem angelegt und in Warnhinweismodulen referenziert.
Welche Fehler können bei der Wiederverwendung von Grafiken im Rahmen der Technischen Kommunikation auftreten?
- ungültige Dateipfade (bei dateisystem-basierter Referenzierung)
- unabsichtliche Bearbeitung von Grafiken in anderen Kontexten
Was versteht man unter Metadaten?
Metadaten sind Informationen über Daten. Sie geben nähere Informationen zu der Informationseinheit (Baustein/Modul/Topic/Abbildung und andere Objekte).
Metadaten sind dem betreffenden Objekt angeheftet, sind jedoch kein eigentlicher Inhalt des Objektes.
Wozu nutzt Component-Content-Management?
Zum effizienten Erstellen von technischer Dokumentation und anderen strukturierten, standardisierten Textsorten.
Was versteht man unter einem Component-Content-Management System?
Ein Component-Content-Management System ist eine Software zum modularen Erstellen von technischer Dokumentation und anderen strukturierten, standardisierten Textsorten.
Was ist der Vorteil von Modularisierung?
siehe Frage "Welche Ziele verfolgt man durch Modularisieren?"
Was versteht man unter "Versionen" und "Varianten" im Zusammenhang mit Redaktionssystemen?
- Version: Weiterentwicklung eines Inhalts im Zeitverlauf
Bsp.: 1.0 → 1.1 → 1.2 … - Variante: absichtlich unterschiedliche Ausprägung eines Inhalts
Bsp.: Varianten eines Moduls oder eines Informationsprodukts
Weshalb können mit Hilfe von Modularisierung Übersetzungskosten gesenkt werden? Nennen Sie 3 Gründe.
- Es können gezielt nur die Module/Inhalte zum Übersetzen gesendet werden, die tatsächlich neu sind oder bearbeitet wurden → Reduzierung der Kosten für Exact-Matches
- konsistentere Inhalte durch mehr Wiederverwendung bzw. mehr Treffer in TM-Datenbank
- Layoutarbeiten entfallen, Auftraggeber benötigt keine fertig gestalteten Inhalte
(Bei dokumentbasierten Übersetzungsaufträgen haben Übersetzer oft die Aufgabe, das fertig übersetzte Dokument im korrekten Layout abzuliefern.)
Nach welchen Kriterien werden Inhalte modularisiert? Nennen Sie 3 Faktoren, die Einfluss darauf haben können, wie Inhalte modularisiert werden.
- Wiederverwendungspotential des Inhalts
- technische Möglichkeiten der Software
- Aufbau der Informationsprodukte insgesamt
- mögliche Synergien bei der Verwendung von Inhalten für unterschiedliche Zielgruppen, Zielmärkte, Produktbereiche, Unternehmensbereiche, ...
Welche Kriterien können herangezogen werden, um die Modulgröße festzulegen? Nennen und erläutern Sie diese.
siehe Frage "Nach welchen Kriterien werden Inhalte modularisiert?"
Nennen Sie die verschiedenen Aspekte eines Modularisierungskonzepts und erläutern Sie diese.
- welche Modulgrößen kommen infrage
- nach welchen Kriterien wird eine Modulgröße gewählt
- Benennung und Ablageort von Modulen
- ggf. Kriterien für die Auswahl bestimmter Modultypen
- ggf. konkrete Einstellungen bei der Modulerstellung in der Software
- ggf. Verwendung von Modulvorlagen
Nach welchen Kriterien sollte man modularisieren?
siehe Frage "Nach welchen Kriterien werden Inhalte modularisiert?"
Nennen Sie Beispiele für die Wiederverwendung von Textmodulen im Rahmen der Technischen Kommunikation.
Warnhinweise werden als eigenständige Module abgelegt. Wird in einem (Kapitel-) Modul ein Warnhinweis benötigt, wird das entsprechende Warnhinweismodul (als Submodul) referenziert.
Welche Fehler können bei der Wiederverwendung von Textmodulen im Rahmen der Technischen Kommunikation auftreten?
- Referenz auf das falsche Modul
- referenziertes Modul wird gelöscht
- Modul wird inhaltlich geändert, Änderung gilt aber nicht für alle Informationsprodukte, in denen das Modul referenziert wird
- referenziertes Modul noch nicht in benötigte Sprachen übersetzt
Welche Anforderungen an die Technische Dokumentation können mit der Modularisierung der Inhalte umgesetzt werden? Nennen Sie 4 Anforderungen.
- flexible Variantenbildung
- schnellere und einfachere Freigabeprozesse
- schnellere, einfachere und kostengünstigere Übersetzungen
- flexible Verwendung von Inhalten in unterschiedlichen Informationsprodukten und unterschiedlichen Unternehmensbereichen (z. B. auch Schulung, Marketing)
Wie hängen Modularisierung und die Wiederverwendung von Content zusammen?
Modularisierung ermöglicht effizientere Wiederverwendung von Inhalten.
Bei Wiederverwendung durch „Copy & Paste“ werden massenweise Duplikate/Redundanzen erzeugt, die gepflegt werden müssen. Dies entfällt bei der Wiederverwendung durch Referenzierung von Modulen.
Wie ist Component-Content-Management prinziell aufgebaut?
- Inhalte werden modular angelegt. In einem gesonderten Schritt werden die Module zu Informationsprodukten zusammengesetzt (mittels Referenzierungen) und unter Verwendung von Layoutvorlagen publiziert/generiert.
- Umsetzung des Prinzips Single Source Publishing
- modulare Inhaltserfassung sowie Trennung von Inhalt und Layout
Welche Vorteile hat Component-Content-Management?
- effizientere und flexiblere Erstellung von standardisierten und strukturierten Informationsprodukten
- Einsparung von Zeit und Geld bei der Erstellung von Informationsprodukten
- Unterstützung der Technischen Redakteure bei der Anwendung von Standards bei der Erstellung und Verwaltung von Inhalten
Wie unterscheidet sich Component-Content-Management von Content-Management?
- CM ist der Oberbegriff von CCM.
- Das „Component“ in CCM bezieht sich auf die modulare Erstellung von Inhalten. Entsprechende Software (CCMS) ist vom Bedienkonzept her sowie funktional auf modulare Inhaltserstellung ausgelegt.
Weitere tekom-Beispielfragen
- Metadaten und Taxonomien (P3 1.2.3)
- Verwaltung und Organisation (P3 1.2.4)
- Datenmanagement (P3 2.2.1)
- Component-Content-Management und Modularisierung (P3 2.2.2)
- Component-Content-Management-Systeme (CCMS) (P4 1.4.2)